“Wenn du es nicht versuchst, wirst du nie wissen ob du es kannst.”
Hans Kammerlander
Seifen nach dem Kaltverfahren wurden bereits, soweit bekannt ist, seit ca. Mitte des 19. Jahrhunderts gerührt. Für uns Hobby-Seifensieder*innen ist das Kaltverfahren eine beliebte & einfache Art Seife herzustellen. Um eine Seife zu rühren benötigst du nur drei Zutaten. Fette (fest) und Öle (flüssig) werden geschmolzen bzw. sanft erwärmt und mit konzentrierter Lauge verseift. Die Mischung kann direkt abgefüllt werden und muss in Folge mehrere Wochen reifen, bis die Seife verwendbar ist. Ohne diese Reifung würde sich die Seife rasch verbrauchen.
Das Kaltverfahren ist in Wahrheit nicht wirklich „kalt“, da bei der Vermengung von Ölen mit Lauge Reaktionswärme entsteht und das Fett-Lauge-Gemisch aufheizt. Zusätzliche Wärme wird aber, im Gegensatz zum Heißverfahren nicht zugeführt.
Nach diesem kleinen Exkurs kommen wir zum eigentlichen Thema, den Mythen rund um das Seiferühren. Da ich in meinen Kursen und Workshops immer wieder mit Ängsten und Bedenken der Teilnehmer*innen konfrontiert bin, war es mir ein Bedürfnis die am häufigsten gehörten Mythen zu entkräften. 😉
Viel Freude beim Lesen.
1. Mythos: Seife sieden ist gefährlich
Ja, ganz klar kann Lauge bzw. Ätznatron (NaOH) zu Verätzungen führen. Bei einem sachgemäßen Umgang kann man aber ein Verletzungsrisiko nahezu ausschließen. Achte deshalb beim Seife sieden auf folgende Sicherheitsmaßnahmen:
- Nimm dir Zeit, richte alles in Ruhe her und arbeite konzentriert
- Nimm dir eine Auszeit nur für dich & schalte dein Handy auf lautlos
- Handschuhe & Schutzbrille tragen
- Immer die Lauge zum Fett geben, nicht umgekehrt
Wenn du diese 4 Punkte beachtet, wirst du schnell sehen, dass das Seiferühren ein tolles Hobby ist, aber nicht gefährlich.
Erlebe bei unserem Seifenkursen praxisnah, dass Seiferühren nicht gefährlich ist und man davor keine Angst haben muss. Gemeinsam besprechen wir die Sicherheitshinweise und in Folge wirst du sehen, wie einfach mit wenigen regionalen Zutaten du deine eigene handgerührte Naturseife herstellen kannst. Wir zeigen dir Schritt für Schritt, wie du aus wenigen Zutaten aus Küche, Garten und Natur deine erste Seife selber rühren kannst und bekommst alles mitnachhause, damit du sofort loslegen kannst! Tipp: Wir bieten Kurse für Einsteigerinnen bis Fortgeschrittene an! Weitere Informationen und alle Termine findest du hier.
2. Mythos: Zum Seifen sieden benötigt man teure, exotische Zutaten
Nachdem man früher Fette und Öle nutzte die vorhanden waren, hat es sich in den letzten Jahrzehnten in eine andere Richtung entwickelt. In den meisten Seifenrezepten wurde mit Palmfett gesiedet. Davon hat man sich, zum Glück, mittlerweile größtenteils wieder verabschiedet. Geblieben ist leider das Kokosfett und andere exotische Fette und Öle in vielen Rezepturen. Meine Teilnehmer*innen kommen in meine Workshops und wissen überhaupt nicht um die regionalen Möglichkeiten die sich ihnen bieten.
Ich persönlich verwende nur noch regionale pflanzliche & tierische Fette für meine Seifen und habe durchwegs positive Erfahrungen und gutes Feedback von Kursteilnehmer*innen und Beschenkten dafür erhalten. Warum nicht nutzen, was direkt im Umkreis, in sehr guter Qualität vorhanden ist? In einem anderen Blogbeitrag habe ich bereits über dieses Thema darübergeschrieben, hier findest du den Beitrag.
3. Mythos: Kein Seifesieden ohne lange Zutatenliste
Wenn ich Teilnehmer*innen erzähle, dass es tatsächlich nur drei Zutaten benötigt um eine Seife zu rühren, sehe ich oft in große, ungläubige Augen. Viele Rezepturen in der Literatur oder im Internet enthalten zig exotische Öle. Von Avocado- über Babassuöl, aus der südamerikanischen Babuspalme gewonnen, Shea-, Kakao- und Mangobutter bis zu Marulaöl ist die Auswahl, der teilweise sehr kostenintensiven Öle, Fette und Buttern sehr groß. Für mich ein absolutes No-Go. In meinen Kursen und auch wenn ich koche, backe, rühre oder ansetze muss es einfach, schnell, unkompliziert und mit regionalen Zutaten funktionieren, die einfach erhältlich sind. Und zum Glück klappt das auch ganz wunderbar. 🙂 Wir wissen alle bereits, dass Online-Shopping für die Umwelt nicht das Beste ist.
4. Mythus: Ohne Rizinusöl – kein Seifenschaum
Für viele Menschen muss eine Seife, das Duschgel oder das Shampoo schäumen um einen guten Reinigungseffekt zu garantieren. Wer aber bereits Erfahrungen mit Sole-Seifen oder der Haarwäsche mit Mehl hat, weiß, die Reinigung klappt auch ganz ohne Schaum. Aber ja, ich kann verstehen, dass es in unseren Köpfen noch sehr verankert ist, dass Schaumbildung mit einer besseren Reinigungskraft gleichgesetzt wird.
In Seifenrezepten wird für ein gutes Schaumergebnis häufig auf Rizinusöl verwendet. Rizinusöl wird aus den Samen des sogenannten Wunderbaums (Ricinus communis) gewonnen. Der Wunderbaum wächst in tropischen Sommerregengebieten und ist somit alles andere als regional. Durch viele, viele (wirklich viele 😉) selbst kreierte Seifenrezepte durch die ich mich getestet und gerührt habe, habe ich mittlerweile einige Zutaten gefunden, mit denen man ebenfalls einen sehr guten, stabilen Seifenschaum erhält. Regional, günstig und einfach einsetzbar. Zu viel verrate ich jetzt aber nicht. Kleine Geheimnisse müssen für meine Kurse noch bleiben 😉
Apropos: Wir arbeiten intensiv an einem neuen Online-Kurs zum Thema "ALLES SEIFE" der im Herbst starten soll. Dort möchte ich dir die vielen Hintergründe und Herstellungsmöglichkeiten zeigen, wie du mit einfachen, wenigen & regionalen Zutaten deine eigenen Seifen von Kopf bis Fuß, für die ganze Familie und sogar für deinen Haushalt selber herstellen kannst. Ganz nach dem Motto: zerowaste - plastikfrei - nachhaltig & gesund. Mehr Infos findest du hier.
5. Mythus: Seifenrezepte selbst kreieren ist schwierig
Was ich besonders gut kann, sind Rezepte zu vereinfachen auf wenige & regionale Zutaten die ich in der Nähe beziehen kann. Wenn du auch einfache Rezepte liebst, dann bist du bei mir genau richtig 🙂
Ich liebe es Bücher durchzublättern, Rezepte zu studieren und Inspirationen aufzunehmen. Ich habe einiges an Fachliteratur zum Thema Seife daheim, aber letztendlich kreiere ich die Rezepte dann doch wieder selbst. Ich benötige nur mein Grundrezept und kann dann, nach Lust und Laune, und dem Angebot an saisonalen Kräutern und Pflanzenteile meine Seifen individuell & nach eigenen Bedürnissen rühren. Entweder per Hand gerechnet oder mit Hilfe eines Seifenrechners aus dem Internet sind selbst kreierte Rezepte kein Hexenwerk. Der Vorteil davon ist, ich kann die Öle & Fette verwenden, die ich in meiner Küche finde und verbraucht gehören, somit vermeide ich Kosten und wertvolle Lebens- bzw. Rohstoffe werden nicht verschwendet. Klingt doch logisch, oder? Kleiner Hinweis am Rande, ich bin weder Mathematikerin oder sonderlich begabt in dieser Hinsicht, versprochen. 😉
Der große Vorteil am selber kreieren von Rezepten? Du kannst das nutzen, was du Zuhause hast. Hat dir das kaltgepresste Rapsöl nicht so gut geschmeckt, wie du es dir erhofft hast? Nutze es für deine Seife. Dir ist Schweineschmalz übriggeblieben und es ist dir zu schade es wegzuschmeißen? Nutze es für deine Seife. Du hast ein Olivenöl aufgemacht, dein Partner hat es nicht gesehen und hat noch eine Flasche geöffnet? Nutze es, bevor es ranzig wird für deine Seife. Du siehst, es ist richtig fein individuelle Rezepte zu kreieren und an deine Bedürfnisse und an die vorhandenen Rohstoffe anzupassen.
Vielleicht war ja das eine oder andere zum Nachmachen und Ausprobieren für dich dabei.
Lass uns gemeinsam dein Badezimmer “grüner” & plastikfreier machen!
Bis du dabei? Elisabeth und das wild.wuchs.Natur-Team
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Hinweis
Die von mir veröffentlichten Informationen rund um Naturapotheke, Wildkräuterküche, DIY-Kosmetik und Wildkräuterkunde werden sorgfältig recherchiert, erheben jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ich möchte darauf hinweisen, dass die beschriebenen Rezepte und Anwendungen der Volksheilkunde nicht den Besuch beim Arzt ersetzen, die Umsetzung auf eigene Gefahr erfolgt und kein Heilversprechen gegeben wird!
Wir erweitern laufend unsere Rezepte & Themen
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