Eine Pflanze die noch jeder kennt. Gott sei Dank. Doch leider hat die Brennnessel einen schlechten Ruf und viele trauen sich die Pflanze aufgrund ihrer Brennnhaare nicht sammeln. Sehr schade, denn sie ist eine der stärksten Wild- und Heilkräuter die in Mitteleuropa wächst. Nicht ohne Grund ist sie von der Jury des NHV Theophrastus zur Heilpflanze 2022 ausgewählt worden.
Schon 400 vor Christus schätzte Hippokrates die Brennnessel wegen ihrer vielfältigen Wirkungen. Vielleicht kann ich euch mit diesem Beitrag die Angst vorm Sammeln nehmen und euch mehr Lust auf die Brennnessel machen. Sie steckt voller Power und die sollten wir in unserem Alltag nutzen.
Große Brennnessel – vielseitiges Kraut
Die große Brennnessel (botanischer Name: Urticaria diocia)hat eine Wuchshöhe von 30 bis 300 cm. Sie wurzelt bis zu 70 cm tief und bildet über Rhizome Ausläufer. Durch diese Art der Vermehrung, wächst sie zu großen Horsten heran. Die Blätter stehen gegenständig, die Blüten sind unscheinbar grünlich oder bräunlich. An Blättern und Stängel sind Brennhärchen zu finden.
Von vielen als Unkraut bezeichnet, ist die Brennnessel in Wahrheit ein Wunder der Natur. In der Antike wurde sie als Gemüse (als Suppe, Nocken, Salat oder Spinat) zubereitet und gegen Geschwüre und Lungenentzündung genutzt. Im Mittelalter wurde sie außerdem als Aphrodisiakum und bei Asthma eingesetzt. Das Auspeitschen mit einer Brennnesselrute soll, durch die entstehende Mehrdurchblutung, Beschwerden des Bewegungsapparates lindern. Bitte nicht nachmachen.
Wirk- und Inhaltsstoffe:
- pflanzliches Eiweiß
- Mineralstoffe und Spurenelemente wie Kalzium, Kalium, Magnesium, Kieselsäure und Eisen
- Vitamine A und C
- Schleimstoffe
Sie wirkt:
- entgiftend
- entschlackend – stoffwechselanregend
- harntreibend
- schmerzstillend
- blutreinigend
- abwehrstärkend
Die Brennnessel ist eine vielseitige Heilpflanze, mit langer Tradition.
Ob als Düngepflanze für starkzehrende Pflanze, als Heilmittel äußerlich z.B. bei Haarausfall/fettige Kopfhaut/Schuppen und innerlich als Tinktur oder Tee gegen Frühjahrsmüdigkeit oder Harnwegsinfekten. Auch in der Kulinarik, als Beitrag zu einer abwechslungsreichen, gesunden Ernährung eine wertvolle Bereicherung.
Verwendbare Pflanzenteile: Wurzel, Blätter, Triebe und Samen, alles ist verwendbar.
Sammelzeit:
Blätter: ab März bis Oktober regelmäßig die oberen 10 cm einer Pflanze – Handschuhe nicht vergessen! Keine Angst, nach dem Kochen der Blätter brennen die Härchen nicht mehr und du kannst sie bedenkenlos genießen.
Wurzeln: von Oktober – März
Samen, Nüsschen: ab ca. August – Oktober
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Rezept für eine Brennnesseltinktur
Diese Zutaten brauchst du:
- 5 EL Brennnesselblätter
- 200 ml 40 %-igen Alkohol
- Schraubglas und dunkle Flasche
- Mullwindel oder Feinsieb
So funktioniert’s:
-
Brennnesselblätter zerkleinern und in das Schraubglas legen
-
Mit Alkohol auffüllen.
-
Tinktur für 3-4 Wochen lichtgeschützt aufbewahren und täglich schütteln.
-
Filtrieren und in einer dunklen Flasche aufbewahren. 20 Tropfen täglich, pur eingenommen gegen Frühlingsmüdigkeit.
Anwendungsgebiete
Pharmakologie:
- bei Blasenentzündungen und Reizblase
- bei Haarausfall
- Prostata- und Nierenleiden (immer ärztlich abklären lassen)
- Hautjucken – beruhigt irritierte Haut, spendet Feuchtigkeit
- bei Rheuma, Ischias, Hexenschuss, einigen Allergien
- verschleimten Lungen und Bronchien
- Gicht, Arthrose, rheumatische Beschwerden – Brennnessel fördert die Ausscheidung von Harnsäure und macht die Gelenke beweglicher
Hinweis: Kontraindikationen für die Einnahme von Brennnesseln sind Überempfindlichkeit und Ödeme in Folge von Herz- und Niereninsuffizienz.
Körperpflege:
- Brennnessel enthält schützende Antioxidantien – diese pflegen die Haut
- Haartonikum
- Gesichtsmasken
- Rasier- und Gesichtswasser
- Salben und Tinkturen
Kulinarisch:
- In Smoothies, Power-Shots, Energy Balls
- Quiche, Aufstriche, Saucen, Suppe, Salaten
- als Spinatersatz
- Blätter in Öl wie Chips herausgebacken
- Sirup
- getrocknet als Tee oder Pulver als Topping für Bowls
- Samen in Müslis und Salat
Für Gartenfans:
Die Brennnessel ist eine wichtige Nahrungspflanze für über 50 Schmetterlingsarten. Wer die kleinen Tierchen vom Aussterben helfen möchte, kann die Brennnessel bei sich im Garten stehen lassen. Übrigens ist die Brennnesseljauche ideal als Düngemittel bei starkzehrende Pflanzen beliebt. Dafür nimmt man ungefähr 1 kg frische Brennnesseln pro 10 Liter Wasser und setzt diese ein paar Wochen in einem großen Gefäß an.
Durch den Vergärungsprozess kommt es zur Geruchsbildung. Achtung: nicht in nähe des Hauseinganges oder Terrasse aufstellen! Zur Verwendung als Stickstoffdünger kannst du circa 1:10 mit Wasser verdünnt dei Gemüse / Zierpflanzen damit düngen/gießen. Zur Vorbeugung gegen Schädlingsbefall kannst du die Jauche auch unverdünnt einsetzen.
Rezept für ein Haar-Tonikum
Diese Zutaten brauchst du:
- 250 g Brennnesselblätter
- 500 ml Wasser
- Kochtopf
- saubere Flasche
So funktioniert’s: Brennnesselblätter zerkleinern und gemeinsam mit dem Wasser in einem Topf für 20 Minuten leicht köcheln lassen. Sud abseihen und als Haar- und Gesichtswasser verwenden.
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Mein Lieblings-Rezept:
Diese Quiche ist einfach und schnell zubereitet. Naturfans wie ich, werden begeistert sein. Super lecker sckmeckt dazu ein Kräuterdip und ein grüner Salat mit jungen frischen Löwenzahnblättern, Giersch und Kürbiskernöl. Dieses Rezept kannst du auch mit Brennnessel statt Bärlauch oder Giersch kochen. Hier entlang: Bärlauch-Giersch-Quiche.
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