Wildobst ergänzt unseren Speiseplan nicht nur optisch und geschmacklich, sondern hat auch einen großen gesundheitlichen Mehrwert.
Wenn der Frühherbst, des phänologischen Kalenders, mit den reifen, schwarzen Beeren des Holunders eingeläutet wird, beginnt so eine tolle, farbenfrohe Jahreszeit.
Schwammerl suchen, den Garten schön langsam in die Winterruhe schicken, die letzten Kräuter des Frauendreißigers trocknen und in mein Jahressalz mischen und natürlich Wildobst ernten und verarbeiten, all das liebe ich sehr.
Wildobst ist der Überbegriff für verschiedenste Wildgehölze deren Früchte verwertbar und essbar sind. Häufig ist Wildobst pflegeleichter als die Kultursorten und bietet außerdem noch einen hohen Mehrwert für Mensch und Tier.
“Die Natur muss gefühlt werden.”
Alexander von Humboldt
Kurzum, ich möchte euch einen kleinen Überblick über meine fünf Lieblings-Superfood- Pflanzen geben.
Sanddorn – Hippophae rhamnoides
Sanddorn mag ich ganz besonders gern. Nachdem ich die gelben Beeren von Strauch genascht habe fühle ich mich direkt energiegeladen. Placeboeffekt? Möglich, aber wusstest du, dass, je nach Reifegrad, zwei Sandornbeeren täglich reichen um den Vitamin -C Bedarf eines Erwachsenen zu decken?
Wirkung:
vitalisierend, immunstärkend, antibakterielle und
stoffwechselunterstützende Wirkung, entzündungshemmend, kräftigend, allgemein reinigend
Sammelzeit:
Blütezeit: März bis Mai
Erntezeit (Früchte) von Spätsommer bis Oktober, wenn die Früchte orange gefärbt sind.
Anwendung:
Vitamin C-Lieferant, Fruchtaufstriche, Gelee, Mus, Kompott, Sirup, Saft, in Müslis, Topfencremes und Desserts, zu Gemüse, Fisch, Pesto, Smoothies, Tinktur, Tee, Honig, für deine DIY Kosmetik-Produkte, Oxymel u.v.m.
Verwendete Pflanzenteile
Knospen, Blüten, Blätter, Rinde, Früchte, Samen
TIPP:
Sanddorn enthält viele sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, vor allem Carotin, welches zellschützende und zellregenerative Eigenschaften besitzt, und ist somit bestens für deine selbstgemachten Kosmetikprodukte geeignet. Hier findest du weitere tolle Rezept aus Sanddorn, wie ein selbstgemachtes Sanddornöl oder eine Feuchtigkeitspflege mit Sanddorn u.v.m.
Hagebutte – Rosa canina
Die Früchte der Hagebutte, auch Hetscherl genannt, sind meist Ende September reif, wenn sie sich tiefrot gefärbt haben aber noch fest sind. Die etwas mühsame Verarbeitung zahlt sich auf jeden Fall aus, schließlich hat kaum eine andere heimische Frucht so einen hohen Vitamin-C Gehalt.
Die Früchte von Wildrosen sind besonders schmackhaft aber im Prinzip sind Hagebutten von allen, unbehandelten, Rosen essbar.
Hagebutten können roh direkt vom Strauch gegessen werden, wenn das Fructhfleisch weich ist. Die Frucht einfach zusammendrücken und das Fruchtmark heraus “zutzeln”. Die Kerne (Nüsschen) solltet ihr entfernen da sie im Hals kratezn können.
Wirkung:
harntreibend, cholesterinsenkend, verdauungsfördernd,
wundheilend, immunstärkend und verbessert
die Bluteigenschaft
Sammelzeit:
Blütezeit Mai bis Juni
Sammelzeit von August bis September, wenn die Früchte rot sind
Anwendungsform:
Blüten für Essig & Wein und Samen für Vanillepulverersatz
Früchte:Trockenfrüchte, Kompott, Mus, Fruchtaufstrich, Sirup, Saft, Likör, Schnaps, Essig, Wein, Ketchup, Pizzabelag, Suppe, Desserts, Cremen, Oxymel, Vanillepulver aus den Samen
Verwendete Pflanzenteile:
Blüten, Früchte und Samen
.
TIPP: Eine Wirkstoffbombe ist die Hagebutte auch für unsere Haut. Das Hagebuttenöl (Wildrosenöl) ist aufgrund seiner ungesättigten Fettsäuren für trockene, ölige oder Mischhaut anwendbar. Die Omega 3 Fettsäure Alpha Linolensäure hilft bei Entzündungen der Haut. Du kannst dir das Öl im Reformhaus besorgen oder aber auch selber machen.
REZEPT – HAGEBUTTENÖL
Zutaten
Eine Handvoll frische & reife Hagebutten
200 ml kaltgepresstes, biologisches Basisöl z.B. Mohn- oder Sonnenblumenöl (beide Öle eignen sich für alle Hauttypen)
- Hagebutten waschen und klein schneiden.
- Früchte einige Tage trocknen lassen.
- Vollständig getrocknete Hagebutten in ein Glas füllen und mit dem Öl auffüllen.
- Glas fest verschließen und an einem dunklen Ort eine Woche ziehen lassen.
- Öl filtrieren und dunkel lagern. Haltbarkeit ca. 3 Monate.
Wenn du, so wie ich, nicht genug von der Hagebutte bekommen kannst, hier findest du noch mehr Infos über die Hagebutte.
Erfahre bei einer Kräuterwanderung Wissenswertes über unser heimisches Wildobst, oder schenke ein Naturerlebnis mit unseren Gutscheinen.
Schlehe, Schlehdorn – Prunus spinosa
„Die Frucht des Schlehdorns, süße mit Honig und iss sie oft, dann wird die Gicht in dir weichen. Aber wer im Magen schwach ist, der brate Schlehen oder er koche sie in Wasser und esse sie oft, dies führt den Unmut und den Schleim vom Magen ab.”
Hildegard von Bingen
Schon Hildegard von Bingen war von der Heilwirkung des Schlehdorns überzeugt und in der Mythologie steht er für Schutz, Durchhaltungsvermögen und Reinigung. Wenn ihr Schlehen ernten wollt dann wartet entweder auf den 1. Frost oder aber ihr friert sie über Nacht ein. Das Einfrieren macht die Beeren bekömmlicher und milder. Einlegen in Alkohol geht natürlich auch. Sehr empfehlenswert ist der Schlehenlikör, der übrigens einer meiner Lieblingsliköre ist 🙂
Wirkung:
kräftigend, antimikrobiell, antioxidativ, zusammenziehend, darmreinigend, antikanzerogen, entzündungshemmend, immunstärkend und verdauungsfördernd (Heilwirkung bei Durchfall und Harnwegbeschwerden)
Anwendung
Blüten für Tee, Rinde und Früchte für Tinkturen, Früchte: Trockenfrüchte, Kompott, Mus, Fruchtaufstrich, Sirup, Saft, Likör, Schnaps, Wein, Essig, Desserts, falsche Oliven
Verwendete Pflanzenteile:
Blüten, Blätter, Rinde, Früchte
Sammelzeit:
September, Oktober, aber auch noch im Winter nach dem 1. Frost
TIPP:
Wenn ihr in den kommenden Wochen Schlehenlikör ansetzt habt ihr rechtzeitig für Weihnachten, selbstgemachte Geschenke für eure Lieben. Hier findet ihr das Rezept.
Dirndl, Kornelkirsche – Comus mas
Der Dirndlstrauch ist im Frühjahr, mit seinen wunderschönen, gelben Blüten eine wertvolle Nektar- und Pollenquellen. Neben der Salweide ist er eine der wichtigsten Bienennährpflanze. Die Früchte fallen, wenn sie reif sind, von selbst vom Strauch. Bitte rüttelt nicht an den Ästen, im August werden die Blütenstände für das kommende Jahr gebildet. Roh sind die kleinen Früchte ziemlich sauer und herb, jedoch geben sie uns einen ordentlichen Vitaminkick.
Wirkung:
verdauungsfördernd, immunstärkend, entzündungshemmend
Sammelzeit:
Früchte: Ende August – Anfang Oktober
Anwendung:
roh genießbar, Trockenfrucht, Kompott, Mus, Fruchtaufstrich, Sirup, Saft, Likör, Schnaps, Wein, Essig, falsche Oliven, Konfekt, Desserts, Cremen, zu Wildgerichten, Tee
Verwendete Pflanzenteile
Blüten, Blätter, Früchte
REZEPT- Dirndmarmelade
Zutaten:
- 1,2 kg Dirndln
- 0,5 kg Gelierzucker (2:1)
- 1 Stück Vanilleschote (Mark)
- 500 ml Wasser
- 1/2 Zimtstange, 1/2 Sternanis, 2 Gewürznelken
Zubereitung:
Wildfrüchte waschen und mit wenig Wasser, ca. 15 Minuten, weich kochen.
Heiß durch ein Sieb/Flotte Lotte passieren und das Mus mit Vanillemark vermischen.
Die Masse evt. mit dem Stabmixer pürieren, mit dem Gelierzucker vermischen und unter ständigem Rühren aufkochen lassen.
Ca. 5 min. köcheln lassen, in saubere Gläser füllen und diese sofort verschließen.
Dirndl lässt sich sehr gut mit anderen Früchten (z.B. Äpfel, Quitten, Zwetschgen etc.) kombinieren.
TIPP: Ein Häferl Tee aus 2 TL getrockneten Blättern des Dirndlstrauchs und 200 ml heißem Wasser kann bei Magen-Darm-Beschwerden sehr wohltuend sein.
Heimische Heil- und Wildkräuter erkennen können sowie deren Verarbeitung und Anwendung lernst du bei einem unserer Kräuterseminare: Werde zur Kräuterfrau, oder bei unseren Online-Kurs "Mein Kräuterjahr".
Holunder – Sambucus nigra
Ein uralter Hausstrauch der zum Schutz gegen böse Geister gesetzt wurde und um den sich viele Mythen und Märchen ranken. Die Blüten gegen Grippe, den Saft der Beeren bei Herpes, die Blätter bei Prellungen und die Rinde als Abführmittel dementsprechend war er früher auch als Bauern-Apotheke bekannt.
„Rinde, Beere, Blatt und Blüte, jeder Teil ist Kraft und Güte.“
Altes Sprichwort
Inzwischen kennt jeder Kaiserspritzer mit Hollerblütensirup und in keiner Teemischung für Erkältungen dürfen Holunderblüten fehlen. Im Frühherbst, wenn die Beeren, schwarz und reif sind können wir nochmals ernten und aus den gesunden kleinen Früchten Köstlichkeiten zaubern. Wichtig: Erntet nur reife Holunderbeeren und erhitzt sie vor dem Genuss einige Minuten. Dadurch wird das ungenießbare Sambunigrin zerstört, welcher zu Übelkeit und Verdauungsstörungen führen kann.
Wirkung:
schweißtreibend, blutreinigend, hustenlindernd,
immunstärkend
Sammelzeit:
August – September
Anwendung:
Gelee, Kompott, Mus, Sirup, Saft, Likör, Wein,
Essig, Desserts, Suppen, Hollerkoch, Glühwein, Kinderpunsch, Fruchtaufstrich,
Verwendete Pflanzenteile
Blüten, Früchte
TIPP: Wenn eure Finger während dem Verarbeiten von Holler eingefärbt wurden bekommt ihr sie mit Zitronensaft wieder sauber. Besser Handschuhe beim Abrebeln der Früchte verwenden.
Wann ist der richtige Sammelzeitpunkt?
Du brauchst nicht auf den Frost warten bei Schlehen, Hagebutte, Vogelbeere & Co. Sobald die Früchte rot, orange oder blau gefärbt sind, kannst du die Früchte ernten. Danach kannst du sie weiterverarbeiten zu Marmelade, Essig, & Co. Falls keine Zeit ist, dann kannst du die Früchte für später einfrieren.
Achtsamkeit
Bei aller Begeisterung für das heimische Wildobst, bitte geht achtsam mit der Natur und ihren Schätzen um und sammelt nur in kleinen Mengen. Die Blüten sind eine wertvolle Nektar- und Pollenquelle für Insekten. Als Brut- und Rückzugsort und als Nahrungsquelle ist es für eine Vielzahl von Tieren unverzichtbar. Allein die Früchte der Eberesche bieten 63 verschiedenen Vogelarten Nahrung.
Für unser Immunsystem
REZEPT – Hagebutten-Oxymel
Gerade im Herbst können wir einen Immun Booster gut gebrauchen, umso mehr Vitamine desto besser. Übrigens, kennt ihr schon Oxymel, auch Sauerhonig, genannt? Falls ihr auch gerne vorbeugend gegen Erkältungen und zur Stärkung der Abwehrkräfte etwas tun wollt empfehle ich euch dieses einfach herzustellende Elixier.
Fülle ein kleines Glas zur Hälfte mit Hagebutten und gieße es mit 1/3 Honig, 1/3 Essig und 1/3 Wasser auf. Gut verschließen und dunkel lagern. Nach ca. vier Wochen könnt ihr euer Oxymel filtrieren und entweder löffelweise, aufgespritzt mit Wasser oder als Salatmarinade genießen.
„In der Natur ist uns alles gegeben, was wir zum Schutz und zur Erhaltung der Gesundheit brauchen.“
Alfred Vogel
Ganz viele Tipps zur Stärkung eures Immunsystem habe ich hier in diesen Blogbeitrag für euch gesammelt!
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Deine Kräuter- und DIY-Kosmetik-Expertin – Elisabeth
Hinweis
Die von mir veröffentlichten Informationen rund um Naturapotheke, Wildkräuterküche, DIY-Kosmetik und Wildkräuterkunde werden sorgfältig recherchiert, erheben jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ich möchte darauf hinweisen, dass die beschriebenen Rezepte und Anwendungen der Volksheilkunde nicht den Besuch beim Arzt ersetzen, die Umsetzung auf eigene Gefahr erfolgt und kein Heilversprechen gegeben wird!
Weiterführende Links
- Heckentag in NÖ + Kärnten – Wildobst regional kaufen
- Leckere Dirndl-Rezepte
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- Kräuterkurs in NÖ: Werde zur Kräuterfrau, oder als Online-Kurs
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Literatur Quellen:
- Die Kräuter in meinem Garten – Sigrid Hirsch
- Meine neuen Wildpflanzen – Rezepte mit vielen Deko – Ideen – Celia Nentwig und Hella Henkel
- Der Weißdorn – Verein Naturvermittlung